Straßenfußball, Stimmen, Vielfalt – wie junge Menschen die bundesweite KICKFAIR Community mitgestalten
Nachdem das bundesweite Festival im vergangenen Jahr durch die besonderen Umstände der Heim-EURO in Berlin vor dem Reichstag stattfand, ging es dieses Jahr wieder zurück zu den Wurzeln: Zwei Tage lang wurde das Trendsportfeld in Ostfildern bei Stuttgart zum Ort gelebter Jugendbeteiligung. Beim bundesweiten KICKFAIR Community Treffen kamen Jugendliche aus ganz Deutschland zusammen – gemeinsam mit Pädagog*innen, Partnerinnen und Partnern aus dem globalen Netzwerk und vor allem: vielen engagierten Youth Leadern. Gemeinsam organisierten sie das Festival, gestalteten Workshops und übernahmen Verantwortung – auf und neben dem Spielfeld.
Bereits am Freitagvormittag wurde klar: Hier geht es nicht nur ums Kicken. Während auf dem Gelände Banden geschleppt, Banner gehisst und Technik verkabelt wurde, stimmten sich die Youth Leader auf ihre vielen anderen Rollen ein. Wer übernimmt die Turnierleitung? Wer moderiert? Wer begleitet die Teams oder leiten die Workshops? Viele der jungen Menschen hatten bereits in den Wochen davor das Festival mitgeplant – manche von ihnen sind erst seit Kurzem Youth Leader, andere gestalten KICKFAIR schon seit Jahren mit.
Ab Mittag reisten die Teams an – Kinder und Jugendliche aus Partnerschulen bundesweit, die sich vor Ort in gemischten Festival-Teams begegneten. Die Idee dahinter: neue Perspektiven sammeln, Austausch über Schulgrenzen hinweg. In all der Vielfalt vereint sie ihr Engagement im KICKFAIR Jugend-Orga Team ihrer Schulen.
„Wir waren in gemischten Teams – ich hab neue Freundinnen gefunden. Es hat mega Spaß gemacht. Ich will wiederkommen. Und später auch Youth Leader sein!“
Ecrin, Jugend-Orga Team, Herten
„2018 war ich zum ersten Mal beim Festival. KICKFAIR ist seitdem so gewachsen. Und ich auch: Jetzt gebe ich selbst Workshops. Das fühlt sich richtig gut an.“
Sudenaz, Youth Leader




Bevor das Turnier startete, erkundeten die Teams drei Stationen – jeder Court ein Lernraum.
Im Demokratie-Workshop standen Demokratiebegriffe wie Fairplay, Gerechtigkeit, Mitspracherecht und Teamwork im Mittelpunkt. Spielerisch und in Bewegung erprobten die Jugendlichen, was diese Begriffe im Straßenfußball bedeuten, und übertrugen diese Erfahrungen auf Fragen des Zusammenlebens. All das lief mit Methoden aus dem #StraßenfußballDEMOKRATIEtoolkit, das von Youth Leadern mitentwickelt wurde.
Im Workshop Globales Lernen begegneten die Kinder und Jugendlichen aus Deutschland jungen Menschen aus Brasilien und Chile. Dulciana und José – von den KICKFAIR-Partnerorganisationen Formação (Brasilien) und Chigol (Chile) – brachten Perspektiven aus ihren Ländern ein: mit Bewegung, Musik, Tanz – und ganz persönlichen Geschichten. Die Jugendlichen spürten: Globale Themen beginnen mit KICKFAIR nicht im Schulbuch, sondern in der Begegnung mit dem gemeinsamen Ausgangspunkt, dem Straßenfußball, der weltweit gespielt wird.
Die dritte Station widmete sich dem Straßenfußball selbst. Was ist eigentlich meine Lieblings-Fairplay-Regel? Was macht ein Spiel wirklich gerecht? In Kleinteams diskutierten und verhandelten die Teilnehmenden, was sie selbst zu einem guten Spiel beitragen wollen – ein Vorgeschmack auf das spätere Turnier.
„Alles ist so anders – die Courts, das ganze Setup. Und trotzdem machen wir genau das Gleiche: Straßenfußball. Es ist unglaublich schön, viele der Jugendlichen wiederzutreffen, die ich an den Schulen besucht habe. Die Verbindung, die dabei entsteht, die nehme ich mit nach Brasilien. Dieses Gefühl werde ich nie vergessen.“
Dulciana, Partnerorganisation Formação, Brasilien

Spätestens beim Turnier wurde deutlich, wie viel Verantwortung die Jugendlichen übernehmen – ob als Spieler*innen, als Moderator*innen oder in der Turnierleitung. Alle Spiele wurden wie immer in drei Halbzeiten gespielt: mit Fairplay-Regeln und Mediation. Kein Spiel ohne Reflektion. Kein Punkt ohne Dialog.
Der Samstag stand ganz im Zeichen dieser besonderen Spielweise: Lebendig, laut, bunt – und geprägt von Respekt, Mitbestimmung und gegenseitigem Empowerment. Für viele war es nicht das erste Turnier, aber ein ganz besonderes: Weil sie nicht nur Teilnehmende, sondern Mitgestalter*innen waren.
„Für manche war schon der Hauptbahnhof Bremen ein Abenteuer. Auf der Fahrt sagten sie: ‚Boah, hier gibt’s ja Berge!‘ Jetzt erleben sie, wie groß die Welt sein kann – und dass sie ihren Platz darin finden können. Die Youth Leader zeigen ihnen Wege, wie Leben auch gehen kann. Das kann echt den Unterschied machen. Besonders für die, die zu Hause wenig Orientierung haben.“
Bayram, Schulsozialarbeiter, Bremen


Die jungen Menschen, die das Festival möglich gemacht haben, zeigen: Engagement wächst mit Verantwortung. Durch ihr Engagement bei KICKFAIR lernen sie, ihre eigenen Themen einzubringen, Strukturen mitzugestalten und andere zu ermutigen. Viele von ihnen bleiben auch über die Schulzeit hinaus Teil der Bewegung – als Youth Leader, als Festivalmacher*innen, als Stimmen für ein demokratisches Miteinander in Vielfalt.
Was vom Festival bleibt? Viele Ideen. Neue Verbindungen. Und ein Motivationsschub, als KICKFAIR-Community gemeinsam und bundesweit noch viel mehr bewirken zu können.
