Mitgestalten und Ernstnehmen: Impulse vom Jugendforum #24
Ein Kernthema von KICKFAIR ist schon immer die Auseinandersetzung damit, wie wir chancengleiche Beteiligungsmöglichkeiten und Räume für gleichberechtigtes Engagement junger Menschen schaffen.
In den letzten Jahren wurde auch in anderen Handlungszusammenhängen viel dazu diskutiert, geforscht und es wurden Gelingensbedingungen herausgearbeitet. Auch rund um die Rolle von Sport und besonders Fußball. Mit der UEFA EURO 2024TM, die als Fußballeuropameisterschaft der Teilhabe und des gesellschaftlichen Zusammenhalts ins Rennen ging, haben die Themen Beteiligung, gesellschaftliches Engagement und Demokratieförderung weitere Aufmerksamkeit bekommen. Das zeigen auch Projekte wie Common Ground #24, die in diesem Zusammenhang umgesetzt wurden.
Um die Erkenntnisse der letzten Jahre und die Erfahrungen aus diesem Sommer aufzugreifen und vor allem die Stimmen junger Menschen in den Diskurs einzubringen, haben wir uns mit der DFL Stiftung, dem Lernort Stadion e.V. und dem VfL Wolfsburg zusammengetan. So entstand das Jugendforum #24, das nun in der Volkswagen Arena in Wolfsburg stattfand – ein Dialog auf Augenhöhe, bei dem junge Engagierte selbst zu Wort kamen und mit Vertreter*innen aus Fußball, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ins Gespräch traten. Ziel war es, gemeinsam besser zu verstehen, wie die oft diskutierten Gelingensbedingungen mit Leben gefüllt werden können, damit Beteiligung und Engagement für alle jungen Menschen gleichermaßen möglich werden.
In den Katakomben der Volkswagen Arena spielte sich letzte Woche etwas Besonderes ab: Junge Menschen aus ganz Deutschland übernahmen die Spielstätte der VfL-Profis, um ihr Engagement für die zahlreichen Gäste erlebbar zu machen. Aez und Jamal, Zehntklässler der KICKFAIR-Partnerschule IGS Hannover-Lehrte, nutzten die Spielerkabine, um die Straßenfußball-Spielweise vorzustellen.
„KICKFAIR fühlt sich gar nicht wie Schule an – es macht einfach viel zu viel Spaß. Deswegen engagier‘ ich mich.“
Jamal, Jugend-Orga, KICKFAIR
Während das Jugend-Orga Team aus Stuttgart den Teilnehmenden in der Mixed Zone näher brachte, wie sie Straßenfußball-Aktivitäten für Jüngere an ihrer Schule organisieren, zeigten die Youth Leader Saber und Ugur auf, was das mit Demokratie zu tun hat und wie sie diese Prinzipien auch über den Straßenfußball hinaus in den Transfer bringen. Der Gang durch den Spieler*innentunnel führte die Gäste zu einer weiteren Station: In der Coaching Zone erklärten Aymen, Gabriel, Izur, Jarron und Selin was ihr gesellschaftliches Engagement als Youth Leader für sie persönlich bedeutet.
„Für mich ist entscheidend, dass ich bei KICKFAIR Fehler machen darf, und ich trotzdem anerkannt werde. Diese besondere Erfahrung hat viel in mir verändert.“
Aymen, Youth Leader, KICKFAIR
„Nur wenn man sich wertgeschätzt fühlt und dir Zutrauen entgegengebracht wird, kannst du dich für die Gemeinschaft und die Demokratie einsetzen.“
Jarron, Youth Leader, KICKFAIR
Auf dem Podium der VIP-Lounge gaben Ben, Felix und Jannis spannende Einblicke in ihr Engagement im Next Gen Jugendbeirat der DFL Stiftung, den sie aktiv mitgestalten.
„Es ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass wir unsere Ideen einbringen können und ernst genommen werden. Wir haben die Chance, aktiv mitzugestalten und Projekte umzusetzen, die wirklich etwas bewirken.“
Ben, Next Gen Jugendbeirat, DFL Stiftung
Besondere Wertschätzung für die jungen Engagierten zeigte die Teilnahme des VfL-Profis Yannick Gerhardt, der sich an seinem trainingsfreien Tag darüber freute, als „einer unter vielen“ einfach mit eintauchen zu können und im Dialog mit jungen Menschen viel für sich mitnehmen konnte.
„Ich bin wirklich mal aus meiner Blase herausgekommen. Ich wusste gar nicht, dass es so großartige Projekte wie eure gibt. Es hat mir richtig Spaß gemacht, und ich habe viel von euch gelernt.“
Yannick Gerhardt, VfL Wolfsburg
Junge Expertise trifft auf vielfältigen Dialog
Besonders die Diskussionen in kleinen Gruppen zeigten, wie wichtig es ist, junge Menschen als Expert*innen wahrzunehmen, um den Diskurs zu Beteiligung und Engagement voranzubringen. Gemeinsam mit Vertreter*innen aus Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Profi-Fußball wurden Gelingensbedingungen wie Augenhöhe, Verantwortungsübernahme, Sicherheit, Vertrauen, Selbstwirksamkeit, Echtheit, persönliche Entwicklung, Vorbild sein, Zugehörigkeit, Gemeinschaft, Werte und Räume der Mitgestaltung nicht nur diskutiert, sondern auch gemeinsam entschlüsselt, um aus diesen Schlagworten ein gemeinsames und tieferes Verständnis zu schaffen.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde ein genauerer Blick auf die verschiedenen Handlungsfelder geworfen – mit Perspektiven aus Politik (MdB Boris Mijatovic), Profi-Fußball (Carsten Krystof, VfL Wolfsburg), Schule (Till Klüver, Lehrer) und Jugend (Selin Icel, Youth Leader). Selin formulierte als Stimme vieler junger Engagierter eine klare Botschaft: Räume für Engagement sollten gemeinsam mit jungen Menschen und nicht für sie gestaltet werden. Vertrauen, Sicherheit und die Möglichkeit, Fehler zu machen, seien entscheidend.
„Engagement bedeutet für mich Mitgestaltung. Warum sollte ich meine Zeit für Dinge einsetzen, die andere entscheiden und bei denen ich nicht gehört werde? Mir ist Augenhöhe darin besonders wichtig. Damit meine ich, dass nicht eine Meinung wichtiger ist als die andere.“
Selin, Youth Leader, KICKFAIR
Das Jugendforum #24 hat viele neue Impulse gegeben und gezeigt, wie Dialog und gemeinsame Mitgestaltung von Jung und Alt zu neuen Erkenntnissen führen können. So gelang es, bekannte Begriffe wie Beteiligung, Engagement und Mitgestaltung mit Leben zu füllen und uns gegenseitig zu inspirieren. Gleichzeitig sind eine tiefere Auseinandersetzung und weitere Formate wie dieses Jugendforum nötig, damit wirklich alle jungen Menschen die gleichen Möglichkeiten bekommen, sich zu beteiligen und zu engagieren.
Im Sinne der Straßenfußball Spielweise könnte man sagen: Dieses Jugendforum wurde gemeinsam erarbeitet (1. Halbzeit), umgesetzt (2. Halbzeit) und wird nun gemeinsam ausgewertet (3. Halbzeit). Und da nach dem Spiel bekanntlich vor dem Spiel ist, geht es 2025 weiter. Wir bleiben dran!