Engagement fördern, Demokratie stärken.
Wir fordern gleiche Partizipationschancen für alle!
Demokratie – das hat mit uns allen zu tun. Aber nicht alle haben die gleichen Möglichkeiten, diese auch positiv zu erleben und mit zu gestalten. Ohne Chance auf gleichberechtigte Partizipation können Menschen aber kein Vertrauen in demokratische Werte entwickeln und sie verlieren das Interesse, sich für Gesellschaft und Gemeinwohl zu engagieren.
Unsere Gesellschaft ist in einer Schieflage. Ob demographischer Wandel oder eine soziale Ungleichheit, die seit vielen Jahren immer größer wird: die Demokratie gerät dabei beträchtlich unter Druck. Was tun? Es gibt zahlreiche Vorschläge und Initiativen, doch sie betrachten die Probleme oftmals getrennt.
Wer beim Jugendforum #24 am 10. Dezember 2024 in Wolfsburg dabei war, konnte erleben, wie es anders geht. Hier kamen engagierte junge Menschen aus ganz Deutschland zusammen – aktiv in verschiedenen Initiativen, die jedoch alle eins verbindet: Sie nutzen die Faszination des Fußballs, um Dialogräume zu schaffen und jungen Menschen mehr Beteiligung zu ermöglichen. So fördern sie das Demokratieverständnis. Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass viele Partizipationsräume hohe Hürden haben oder strukturell so gestaltet sind, dass Teilhabe – besonders für junge Menschen – kaum möglich ist.

Beim Jugendforum #24 in Wolfsburg diskutierten engagierte junge Menschen gemeinsam mit 80 Akteur*innen aus Politik, Wissenschaft, Profi-Fußball und Zivilgesellschaft genau darüber: Welche Bedingungen braucht es, damit Jugendpartizipation und Engagement für alle gleichermaßen zugänglich sind und gelingen können?
Jugendengagement während der EURO 2024

Den Erfolg ihrer Ansätze haben sie in verschiedenen Projekten auch während der UEFA EURO 2024TM quer durch Deutschland unter Beweis gestellt, wie Common Ground #24, #TeamEuropa und NextGen Jugendbeirat.
Unser Anliegen:
Unsere Gesellschaft sieht sich aufgrund wachsender Veränderungen und sozialer Ungleichheit mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Die Ursachen für diese Ungleichheit sind komplex. Klar ist aber, dass gerade wir jungen Menschen in besonderem Maße davon betroffen sind. Viele von uns machen während des Heranwachsens die Erfahrung, nie gut genug zu sein, also den Leistungsansprüchen, die diese Gesellschaft an uns hat, einfach nicht zu genügen. Verschiedene Herkünfte und vielfältige Lebensrealitäten bedeuten leider oft, sich immer wieder als nicht gut genug zu erfahren und vielfach Diskriminierungen ausgesetzt zu sein.
Vielleicht ist es nicht allen gleichermaßen klar, aber wenn man von den Folgen sozialer Ungleichheiten betroffen ist – und das sind immer noch viel zu viele junge Menschen – dann sind die Hürden, die man überwinden muss, höher als für andere. Auch wenn es viele Angebote gibt, so bleiben die Chancen auf Beteiligung ungleich verteilt. Das führt dazu, dass wir uns meist nicht als gleichberechtigte Mitgestaltende wahrgenommen fühlen. Manchmal führt das zu Demütigungen. Oft zu Frustrationen. Dann zu Resignation. Und irgendwann verlieren wir das Vertrauen in uns selbst – und in die Gesellschaft.
Die Diskriminierungen und Ungleichheiten widersprechen aber dem Grundgesetz, das allen Bürger*innen des Landes die gleichen Chancen einräumt, möglichst viel aus ihrem Leben zu machen. Neben unserer physischen und mentalen Gesundheit, die hier auf dem Spiel steht, gefährdet diese Perspektivlosigkeit aber auch die Volkswirtschaft, weil ihr mit uns wichtige Talente verloren gehen.
Aber nicht nur das: Wir setzen auch unsere demokratischen Werte aufs Spiel. Wenn wir – in der Schule und im Alltag – ohne Anerkennung und Wertschätzung sozialisiert werden, uns nicht als Teil einer Gemeinschaft erleben, nicht das Gefühl haben, wir könnten persönlich etwas bewirken, dann können wir uns auch nicht fürs Gemeinwohl engagieren und es fällt uns sehr schwer, zum sozialen Zusammenhalt beizutragen. Engagement ist aber das Fundament für Vielfalt und für eine lebendige und widerstandsfähige Demokratie – das finden wir wichtiger denn je.
Unsere Botschaft:
Wir sind die Lösung, nicht das Problem. Wir sind kompetente Akteur*innen, keine defizitäre Zielgruppe. Wir brauchen die Möglichkeit, Gesellschaft und ihre tragenden Säulen – dazu gehören neben vielen anderen auch Bildung und Demokratie – mit unseren Fähigkeiten mitzugestalten. Wir brauchen nicht noch mehr Hilfsangebote, um zu lernen, besser in den bestehenden Systemen klarzukommen. Vielmehr brauchen wir Räume, in denen wir lernend mitgestalten können.
Es geht auch anders, wie diese Beispiele zeigen!

Bei KICKFAIR stellen wir uns all diesen Herausforderungen mit einem ganzheitlichen Bildungsansatz, der in seiner Art und Wirkung einzigartig ist. Dafür nutzen wir den Straßenfußball und bedienen uns der demokratischen Prinzipien. Und zwar dort, wo ein bedeutender Teil unserer persönlichen Entwicklung und unserer Entwicklung als Gemeinschaft stattfindet: in der Schule.
Mithilfe des KICKFAIR-Konzepts schaffen wir ein Lernumfeld an Schulen, in dem wir uns ernst genommen und angenommen fühlen, so wie wir sind, und so angstfrei performen können. Wir erwerben Handlungskompetenzen, die uns helfen, unseren Platz in der Gesellschaft zu finden, und wir schaffen es, uns positive Lebensperspektiven zu erarbeiten. Wir erfahren, dass wir etwas bewirken können. Durch dieses Erleben fassen wir Vertrauen in uns selbst, aber auch in die Gemeinschaft. Dann können wir unser Leben selbst in die Hand nehmen und uns für eine Gesellschaft engagieren, in der sich alle gleichermaßen zugehörig fühlen können.
Dabei erleben wir, dass Demokratie nicht abstrakt ist, sondern dass sie gelebt und gemacht wird – von uns, von jedem Einzelnen.
Wie sehr sich unser Ansatz auswirkt, zeigen die zentralen Aussagen in unseren regelmäßigen Umfragen unter Jugendlichen: „Ich bin beteiligt und gestalte mit; meine Meinung zählt; ich erlebe mich selbst als erfolgreich; ich trete für ein faires und friedliches Zusammenleben ein und trage zur gelebten Demokratie bei; bei KICKFAIR bin ich Teil einer Gemeinschaft; gemeinsam stärken wir den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

(In Abstimmung.)

(In Abstimmung.)
Gelingensbedingungen für gesellschaftliches Engagement
Die wichtigsten Erkenntnisse vom Jugendforum #24.
Wir, KICKFAIR, die DFL Stiftung und der VfL Wolfsburg, haben gemeinsam mit 80 Teilnehmenden darüber diskutiert, was die notwendigen Voraussetzungen für eine chancengleiche Beteiligung und ein gleichberechtigtes Engagement sind – und das strapazierte Schlagwort „Gelingensbedingungen“ so mit Leben gefüllt, dass Teilhabe, Mitgestaltung, Engagement und Demokratiebildung für alle gleichermaßen möglich sind – ob in der Schule, im Verein oder in anderen Zusammenhängen.
Unter den Teilnehmenden waren Vertreter*innen aus dem Deutschen Bundestag, wie Boris Mijatovic, dem Profi-Fußball, wie Michael Meeske und Yannick Gerhardt vom VfL Wolfsburg, sowie Expert*innen aus der Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
Wir müssen alle gleichermaßen die Chance bekommen, soziale, strategische und persönliche Kompetenzen zu entwickeln, um Vertrauen in unsere Fähigkeiten zu gewinnen. Das bedeutet, akzeptiert zu werden – so wie wir sind, ohne Angst haben zu müssen, aufgrund unserer Identität, Weltsicht oder Lebensweise ausgeschlossen zu werden.
Wir müssen unser eigenes Handeln und die Gemeinschaft in einen verständlichen Zusammenhang bringen. Dazu brauchen wir auch die Definition eines ethischen Orientierungsrahmens, einschließlich gesellschaftlicher Werte für unser Engagement.
Wir müssen die Gemeinschaft so gestalten und erlebbar machen, dass ein echtes Zugehörigkeitsgefühl entsteht. Das bedeutet, zu verstehen, dass wir gemeinsam wirklich etwas tun und bewirken können.
Wir brauchen bedeutsame Beziehungen zu anderen Engagierten, aber auch zu Erwachsenen, Pädagog*innen und Entscheidungsträger*innen. Nur so können wir ein Verbundenheitsgefühl und eine gemeinsame Identität entwickeln, die uns Geborgenheit und Stabilität gibt. So gelingt echte Jugendpartizipation.
Dabei wollen wir in unserer Verantwortungsübernahme unterstützt und begleitet werden – nicht allein gelassen. Lehrkräfte und Pädagog*innen müssen Teil unserer Beteiligung und unseres Engagements sein.
Wir brauchen eine Atmosphäre, in der wir als Jugendliche keine Angst haben, Fehler zu machen. Es sollte keine vorgegebenen Lernwege geben – jede*r soll individuell voranschreiten können.
Wir wollen und müssen echte Verantwortung übernehmen. Unser Engagement muss relevant sein und sichtbar zu einer demokratischen, freien und vielfältigen Gesellschaft beitragen, in der alle gleichermaßen teilhaben können.
Damit das gelingt, müssen unsere Perspektiven gehört werden. Das bedeutet auch, uns zuzutrauen, dass wir wichtige Entscheidungen treffen können – für uns selbst und für andere Jugendliche.
Unser Engagement sollte sichtbar sein. Wir wollen in Entscheidungen einbezogen werden, an besonderen Anlässen teilnehmen – und manchmal ist auch eine finanzielle Entlohnung wichtig.
Wir erleben unterschiedliche Lebensrealitäten, die Engagement manchmal erschweren oder sogar verhindern. Unsere Biografien verlaufen nicht immer geradlinig – nicht alle von uns studieren oder haben gleichbleibend Zeitressourcen. Wenn Engagement für alle möglich sein soll, muss anerkannt werden, dass nicht jede*r sich in gleichem Maße beteiligen kann.
Wer sind die jungen Engagierten hinter dem Anliegen?
Über 12.000 junge Menschen engagierten sich alleine im Projekt COMMON GROUND #24 während der UEFA EURO 2024 deutschlandweit. Hier sind fünf von ihnen im Porträt.

„Ich bin am Anfang mit leeren Händen zu KICKFAIR gekommen – und habe hier gefühlt alles empfangen. Ich habe einen Rucksack erhalten, in dem mein Selbstwertgefühl und mein Selbstbewusstsein aufgeladen wurden. Dazu habe ich Freund*innen gefunden und die Motivation, immer weiterzumachen.“
Wiktoria Trebacz, geboren 2002 in Polen, hat an der Osnabrücker Möser Realschule die Mittlere Reife gemacht. Mit KICKFAIR ist sie 2017 in Berührung gekommen, das Projekt Common Ground #24 zur Fußball-Europameisterschaft hat sie als Youth Leader begleitet. Derzeit macht sie eine Ausbildung als Elektronikerin.

„Bei KICKFAIR habe ich Anerkennung dafür erfahren, eine neue Sprache zu lernen. Und ich habe gelernt, dass es okay ist, wenn ich sie nicht komplett beherrsche. Dass es okay ist, wenn ich so rede, wie ich zurzeit reden kann. Aber ich verbessere mich jeden Tag. Und so passt es.“
Gabriel Figueiredo, geboren 2005 in Brasilien, aufgewachsen im ostfriesischen Emden. Macht nach seiner Mittleren Reife ein FSJ in den Ostfriesischen Beschützenden Werkstätten (OBW) in Emden, um den praktischen Teil seines Fachabis abzuschließen.

„KICKFAIR hat mir geholfen, das Selbstbewusstsein und den Mut zu entwickeln, um mich einzumischen, für andere wie für mich einzustehen. Ich bin mir viel bewusster, wofür ich stehe und welche Werte mir wichtig sind. Und ich gehe dazwischen, wenn da Verletzungen stattfinden. Das vermittelt mir das Gefühl, auch die Welt außerhalb von KICKFAIR ein wenig beeinflussen zu können.“
Lolo (Luise) Dreihardt, geboren 1999 in Brandenburg, kam in der 9. Klasse mit KICKFAIR In Berührung. Sie lebt in Leipzig und studiert in Merseburg Soziale Arbeit und engagiert sich weiterhin bei KICKFAIR.

„In der Schule sind die Lehrkräfte die Chefs. Alles basiert auf den Regeln, die sie erfinden. Nicht jeder oder jedem fällt es ein, eine Regel zu hinterfragen. Und wenn ich eine Regel nicht hinterfrage, verstehe ich sie nicht. Aber kann ich Regeln mitgestalten oder selbst aufstellen, dann möchte ich sie auch einhalten.“
Selin Icel, 2002 in München geboren, Mittlere Reife an der Mittelschule a.d. Schleißheimer Straße, einer Partnerschule von KICKFAIR. Ist seit 2017 mit dem Bildungsprogramm in Kontakt und hat von Mitte 2023 bis Mitte 2024 intensiv mit KICKFAIR zusammengearbeitet.

„Nur wenn man sich wertgeschätzt fühlt und dir Zutrauen entgegengebracht wird, kannst du dich für die Gemeinschaft und die Demokratie einsetzen.“
Jarron Denkler, geboren 2005 in Erlangen, engagiert sich seit seinem Schulabschluss an der Eichendorffschule – und parallel zu seiner Tätigkeit in einer Securityfirma – als Youth Leader bei KICKFAIR. Die Eichendorffschule in Erlangen hat das KICKFAIR-Konzept in den Unterricht eingebettet und unter anderem für diesem Ansatz 2023 den Deutschen Schulpreis gewonnen.
Jetzt gemeinsam handeln!
Diese Organisationen unterstützen den Aufruf der Jugend und setzen sich für mehr Mitbestimmung ein. Schließt euch an – gemeinsam schaffen wir noch mehr Raum für junge Stimmen!
Stimmen vom Jugendforum #24:

„Den Youth Leadern wird konsequent und selbstverständlich Raum für Mitgestaltung und Verantwortungsübernahme gegeben, mit dem ganzen Vertrauen das damit einher geht, das finde ich nach wie vor einfach echt stark und beeindruckend“.
Lena Häuser, Stiftung Lernen durch Engagement

„Engagement hängt für mich mit Mitgestaltung zusammen. Warum sollte ich mir Zeit nehmen und Dinge umsetzen, die andere von mir wollen, bei denen ich aber nicht gehört werde? Da ist mir Augenhöhe total wichtig. Also dass nicht eine Meinung wichtiger ist als die andere.“
Selin Icel, Youth Leader, KICKFAIR

„Alle Teilnehmenden, ob Jugendliche oder Erwachsene aus den verschiedensten Bereichen, waren auf Augenhöhe, haben sich gleichermaßen beteiligt- und haben sich das auch getraut. Das ist nicht selbstverständlich. Das erlebe ich so sonst nicht – oder sehr selten“.
Alison Erikson, Beisheim Stiftung

„Mir wurde plötzlich klar, dass wir bei KICKFAIR schon längst die Antworten auf die Fragen haben, die sich viele andere noch stellen: Wie kommen wir an junge Menschen ran, wie motivieren wir sie, sich für die Gemeinschaft zu engagieren, wie schaffen wir es, dass sie dabei bleiben?“
Aydel Haji, Youth Leader, KICKFAIR

„Partizipation hängt von der Ansprache ab: Der Dialog sollte so gestaltet sein, dass die Jugendlichen wirklich Teil des Gesprächs sind und ihre eigenen Erfahrungen einbringen können.“
Elina Hennigs, CSR, VfL Wolfsburg

„Für mich ist entscheidend, dass ich bei KICKFAIR Fehler machen darf, und ich trotzdem anerkannt werde. Diese besondere Erfahrung hat viel in mir verändert.“
Aymen Merza, Youth Leader, KICKFAIR

„Die Atmosphäre ist echt entscheidend. Wenn man ein wertschätzendes Umfeld schafft und Methoden wie Icebreaker nutzt, merkt man sofort, wie sich die Dynamik verbessert und alle mehr mitmachen.“
Lars Pauly, DFL Stiftung
